Von Touristen überrannt, vom Hochwasser bedroht – und dennoch die schönste Stadt der Welt: Petra Reski, die seit den Neunzigern in der Lagunenstadt lebt und sie kennt wie keine Zweite, erzählt vom Leben in Venedig. Einst hat sie ihr Herz an einen Venezianer verloren; längst hat sie sich in dessen Heimatstadt verliebt. Doch Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister setzen der Stadt zu.
Als Fjodor M. Dostojewskij zum ersten Mal Venedig besucht, ist das die Erfüllung eines Kindheitstraums. Doch ist er bereits 40, im Westen unbekannt und in einer beruflichen wie privaten Krise. Die Schönheit und Lebendigkeit Venedigs erreichen ihn nicht. Da widerfährt ihm eine phantastische Begegnung: mit dem Komponisten Gioachino Rossini, 70, weltberühmt, eine Legende. – Ich habe Venedig noch mehr geliebt als Russland, findet sich in privaten Notizen Dostojewskijs.
Hitchcocks Vögel am Mittag. Kiefers apokalyptische Übermalung Venedigs im Palazzo Ducale. Goldonis Lachen und Alessandras Cicchetti. Die 59. Biennale und die Frauen der Welt. Stille Abendstunden in Castello. Warten auf Montgomery. Ist über Venedig alles gesagt ?
Venedig im Winter: Wolfgang Salomon lädt uns ein zu einer sehr persönlichen Reise. Auf kulinarischen und musikalischen Spuren führt er uns durch das Venedig nach Mitternacht, spaziert trockenen Fußes durch die Lagune bei Niedrigwasser und entdeckt die vierte Farbe des Weines. Er erzählt Geschichten von der gefrorenen Lagune, dokumentiert die Schäden des letzten Acqua Alta und berichtet von der unerschütterlichen Solidarität der Venezianer. Kurzum: Er zeigt, dass die Lagunenstadt in inverno ihr wahres Gesicht enthüllt.
Aus dem Englischen von Michael WalterHochsommer, die alte Stadt ist von Touristen überschwemmt. Auch das Liebespaar Colin und Mary, das kein Liebespaar mehr ist, macht hier Urlaub. Sie machen sich sorgfältig zurecht für ihren Dinnerspaziergang durch die Stadt; und dann lauert im Labyrinth der beklemmend engen Gassen ein Minotaurus auf sie. Die Kanäle haben Gegenströmungen, die Lagune ungeahnte Tiefen.
1986 ist in Venedig die junge Amerikanerin Jane Turner Rylands hinter Aufzeichnungen her, die der weltberühmte Dichter Ezra Pound seiner Geliebten Olga Rudge hinterlassen hat. Olga ist 91, als ihr die Freundin Jane vorschlägt, die Ezra Pound Foundation mitzugründen. Olga stimmt zu und überlässt der Stiftung ihre Pounderiana zu einem Spottpreis. Olgas Tochter aus der Verbindung mit Pound erfährt zu spät von diesen Vorgängen. Es folgen Streitigkeiten um Pounds Nachlass und die Übergabe von 208 mit Briefen und Aufzeichnungen gefüllten Kisten an die Yale University.
Angela del Moro ist dreiundzwanzig und hat mehr hinter sich als andere im doppelten Alter. Schon mit sechzehn hat sie es zu etwas gebracht, als Kurtisane, der einzige Beruf, in dem sie Geld verdienen, ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Der Absturz beginnt mit einem Nein: Sie wagt es, einen Stammkunden wegzuschicken, und die Rache des Abgewiesenen ist mörderisch. Andere überleben so etwas nicht, aber Angela will kein Opfer sein. Ihr Wiederaufstieg ist eine Sensation. Eine Frau, die zum Kult wurde auf einem der berühmtesten Bilder der Welt: Tizians Venus von Urbino.
Dezember 1981: Andrzej, 36jähriger Dichter aus Polen, kommt, eingeladen von seinem Freund Jacek, mit einem auf zwei Wochen befristeten Visum nach Venedig. Umgehend verzaubert ihn die Stadt, taucht er in die Kunstszene ein. Am Ende der ersten Woche passiert es: Lidia, Jaceks Tochter, taucht auf. Andrzej verliebt sich hoffnungslos. Doch die Uhr tickt: Andrzejs Visum läuft unerbittlich ab. Nach sieben Tagen mit Lidia steht er vor der schweren Entscheidung. Soll er zurück nach Polen reisen, zu Frau und Kind – Polen, wo seit wenigen Tagen Kriegsrecht herrscht? Oder in Venedig Asyl beantragen?
Ulrich Tukurs literarisches Debüt als vielfach preisgekrönter deutscher Filmschauspieler ist eine bezaubernde Hommage an Venedig, wo er viele Jahre lebte. Seine Geschichten sind romantisch, komisch und voller liebenswerter Figuren, deren Spuren der Autor nachgeht – durch Gegenwart und Vergangenheit, Traum und Wirklichkeit.
Die Spur des geweihten Priesters, musikalischen Visionärs und begnadeten Lehrers Antonio Vivaldi im barocken Venedig: Sein ganzes Leben lang hat der „prete rosso“ an einem Waisenhaus gearbeitet und mit den musikalisch begabten Mädchen das erste Frauenorchester Europas gegründet. Peter Schneider porträtiert den Komponisten als Mann seiner Zeit, der sich gegen die Verdächtigungen der Kirche, aber auch gegen seine eigenen Versuchungen zu behaupten hat. Seine „amicizia“ mit der jungen Sängerin Anna Girò wird zum Stein des Anstoßes und zur Quelle seiner Inspiration.
Stefan Hufschmidt erzählt die Geschichte eines großen Kinotraums, den er einmal gehabt hat, als er unerwarteterweise alleine durch Venedig spazieren musste. Dabei trifft er auf Filmstars und literarische Protagonisten aus allen Zeiten. Während einer dramatischen Verfolgungsjagd begegnen ihm unter anderem der Baron von Münchhausen, Casanova, Shylock, Audrey Hepburn, Georg von Aschenbach, James Bond, Dieter Hallervorden, Donald Sutherland und nahezu an jeder Straßenecke der unvermeidliche Commissario Brunetti.
Aus dem Finnischen von Stefan MosterWas geschieht, wenn fünf Finnen im Auftrag der UNESCO nach Venedig reisen, um die Stadt vor dem Versinken zu retten? Zu allem Überfluss friert auch noch genau während der Karnevalszeit die Lagune mit allen Kanälen zu. Was die Finnen zum Verzweifeln bringt, ist den Venezianern allenfalls Anlass zu Experimenten: Ausgelassen wird gefeiert, so lange das Eis hält. Urkomisch, intelligent, voller Anspielungen auf Literatur, Kunst und Kultur: „Canal Grande“ ist ein fesselnder Roman im Stil von Aki Kaurismäki, ausgezeichnet mit dem wichtigsten Literaturpreis des Landes: „Finlandia“.
Venedig verdankt seine historische Größe und seinen Glanz den Männern. Aber spätestens seit der Renaissance wurde die Stadt berühmt für ihre Frauen. Vor allem sie haben den romantischen Mythos Venedigs geschaffen. Eine Stadt der Frauen? Entdecken wir ein neues, überraschendes, weibliches Venedig.
Aus dem Niederländischen von Helga van BeuningenDas erste Mal, 1964, in Gesellschaft einer jungen Frau. Dann, 1982, mit dem Orientexpress. Erst beim zehnten Mal das Wagnis: eine Gondelfahrt. Und schließlich, 2018, kappt ein heftiger Sturm die einzige Landverbindung zwischen der Stadt und dem Rest der Welt. – Cees Nootebooms Liebe zu Venedig, dieser „absurden Kombination von Macht, Geld, Genie und großer Kunst“, dauert nun schon über 50 Jahre an. „Weshalb liebe ich diesen Ort mehr als andere Orte?“
Mit Dorette Deutsch schauen wir hinter die Fassaden der prächtigen Häuser: Wir treffen den Kapellmeister von San Marco, der uns in die Geheimnisse der schönsten Basilika der Welt einweiht. Wir besuchen Anna, die mit ihrer Familie in einem gotischen Palazzo wohnt und ihren Töchtern zum Geburtstag kein Fahrrad, sondern ein Boot schenkt. Wir lernen Andrea kennen, den passionierten Koch aus dem „Bancogirone“ am Rialto, der noch weiß, wie in den Öfen auf Murano der traditionelle Aal in Lorbeer zubereitet wird. Und sie verrät uns, warum ein Glas Wein im venezianischen Dialekt „ombra“, Schatten, heißt.
Zwei Frauen machen keine gemeinsame Reise ohne gemeinsamen Bericht. So haben sie es sich vorgenommen. Die Verarbeitung eines Erlebnisses ist für sie wertvoller als das Erlebnis selbst. Wie sie mal selbst Touristen waren, eine arbeitende Stadt störten und zu Hause wieder von den Touristen bei der Arbeit gestört wurden. Franziska Hauser und Mareile Fellien tauchen ab in eine fremde, venezianische Welt und betrachten einander dabei fragend.
1920: Die fünfundzwanzigjährige Margherita, die in ihrem Heimatstädtchen Treviso die Zeitungen austrägt, wird durch die Heirat mit dem adeligen Antonio Revedin zur First Lady Venedigs. Heute ist ihr Name vergessen. Doch Margherita verstand es damals, sich durch ihre unvoreingenommene Art zum Mittelpunkt einer sich neu erfindenden Stadt zu machen. Peggy Guggenheim wurde ihre beste Freundin, und die Künstlerfeste, zu denen sie Greta Garbo, Coco Chanel, Clark Gable oder Pablo Picasso einlud, wurden legendär. Jana Revedin erzählt mitreißend von den Schicksalsjahren Venedigs – und ihrer eigenen Familie.
Venedig – für Rainer Maria Rilke »das schöne Gegengewicht der Welt«. Mit Gondel und Vaporetto, meist jedoch zu Fuß erkundete er die Lagunenstadt, seinen Sehnsuchtsort. Markusplatz und Lido inspirierten ihn ebenso wie eine verlassene Großwerft, das Arsenal, er wohnte in einfachen Pensionen ebenso wie in prächtigen Palazzi venezianischer Mäzene. Rilke ging seine eigenen Wege ; er »nahm alles anders auf als gewöhnliche Menschen«, so Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe, seine Gastgeberin am Canal Grande.